Wir sind am 1. Mai als Gruppe gemeinsam nach Dortmund gereist um dem Aufruf von Anarchismus in Dortmund zu folgen und uns mit anderen Genoss*innen der Demo anzuschließen. Die explizit anarchistische Demo hat über 800 Menschen aus der Region angezogen und zog nach einigen Reden vom Westpark durch die kommerziell geprägte Innenstadt, bis zu in das größtenteils von Arbeiter*innen bewohnte Viertel der Nordstadt und zum Hafen. Die sehr divers aufgestellte Demo hat somit lautstark eine breite Masse von Bewohner*innen erreichen können.
Im folgenden wollen wir erklären was der Tag des 1. Mai für uns bedeutet und warum wir ihm eine explizit anarchistische Wichtigkeit zuschreiben.
Also was bedeutet dieser Tag für uns als Anarchist*innen?
Der 1. Mai hat seinen Ursprung im Haymarket Riot am 1.5.1886, an welchem Arbeiter*innen unter anderem die Einführung des 8-Stunden-Tages erkämpft haben. Als Folge der Ausschreitungen und einem Bombenwurf in die Reihen der Polizei am 04.05.1886 wurden 8. Anarchist*innen verhaftet, denen eine große Bedeutung in der Organisation des Arbeitskampfes zugeschrieben wurde. Die meisten von Ihnen wurden gehängt. Wir gedenken: August Spies, Albert Parsons, George Engel, Adolph Fischer, Louis Lingg, Oscar Neebe, Michael Schwab, Samuel Fielden
Dabei war der Justiz von Anfang an klar, dass keiner der acht die Bombe geworfen hat, sondern ihnen wurde lediglich vorgeworfen, das politische Klima für solch eine Aktion geschaffen zu haben. Wer tatsächlich hinter dem Bombenwurf steckt, ist bist heute ungeklärt. Der Prozess, welcher als einer der kritikwürdigsten der US-amerikanischen Geschichte bekannt wurde, hat als Folge breite Massen an Arbeiter*innen mobilisiert um für mehr Rechte einzustehen und weltweit den 1. Mai jährlich als Kampftag der Arbeiter*innenklasse geprägt.
Wir verstehen den 1. Mai explizit als einen Kampftag für die unterdrückten Klassen unserer Gesellschaft. Ein Tag für alle die, welche ihr Leben an Hand ihres Lohns gestalten müssen. Alle die darauf angewiesen sind ihrer täglichen Lohnarbeit nachzugehen um zu leben und zu überleben. Historisch sind es seit je her eben diese Klassen welche unter dem kapitalistischen System leiden. Es sind jedoch die selben, welche sich seit Jahrhunderten gegen dieses System der Unterdrückung aufbegehren und im Arbeitskampf für ihre Träume von Freiheit und Gerechtigkeit einstehen. Für uns als Anarchist*innen ist der 1. Mai auch eine Erinnerung daran, dass wir uns niemals auf Versprechen der Regierungen verlassen können und dass diese niemals für uns da sein werden. Die Errungenschaften der letzten Jahre verdanken wir entschlossenen Kämpfen und nicht der Wohlgesonnenheit von irgendeiner Regierung. (Hier mehr Infos zum geschichtlichen Hintergrund)
Was heißt das nun für unseren Kampf?
Der Ansatz des kollektiven Anarchismus, der darauf abzielt, eine Gesellschaft aufzubauen, in der politische Macht und Eigentum vergesellschaftet sind und die kollektive Freiheit ein wesentlicher Bestandteil der Gesellschaftsordnung ist, ist heute nach wie vor für uns gültig. Dies lässt sich nicht von einem auf den anderen Tag realisieren, sondern muss in einem geduldigen, zähen & entschlossenen Prozess herangeführt werden.
Alle Rechte und Vorteile für die Unterdrückten sind durch Kampf errungen worden und nicht durch Zugeständnisse der Herrschenden. Nur die Solidarität und die Organisierung unserer Klasse werden die Verhältnisse nachhaltig verbessern und uns der befreiten Gesellschaft näher bringen. In diesen Kämpfen hat der organisierte Anarchismus seinen Platz, um den Aufbau einer starken Arbeiter*innenklasse und nicht den einer starken Partei voran zu treiben.
Die Organisation unserer Klassen und aller Arbeiter*innen sehen wir als zentrales Element für politische Veränderung. Für uns als Anarchist*innen ist es dabei von größter Bedeutung, den Unterdrückten in ihrem Kampf Perspektiven aufzuzeigen, die gewerkschaftliche Organisation zu stärken und die Kämpfe für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen mit zu entwickeln. Wir wollen Machtverhältnisse brechen und durch dezentrale Organisation der Arbeiter*innen in allen Betrieben, nach und nach Staat und Kapital überflüssig machen. So werden wir letztendlich immer größere Räume der Selbstverwaltung und der Autonomie für unsere Klasse schaffen.
Weitere Infos findet ihr in der internationalen Erklärung vom 1. Mai auf der Seite von Die Plattform.